Emigration scheiterte. Friedmar Kemper notiert: „In einem Brief vom 14. Juli 1939 baten Frieda und Werner Cohn ihre [im Mai 1939 nach Birmingham emigrierte] Tochter [Steffi] in England um Hilfe. Sie wollten selbst Deutschland verlassen und hatten ein Exposé zur Gründung einer Puppenartikelfabrik in England entworfen, das ihre Tochter dort einflussreichen Freunden und Bekannten vorlegen sollte. In dem Brief heißt es: 'Du empfängst hier als Einlage ein Exposé, das ich Dich bitte, entweder Mr. Choweder oder Herrn Dr. Levy oder dem Herrn Gemeindevorstand oder sonst jemandem zu zeigen, den Du dafür geeignet hältst. Es handelt sich um Folgendes: Hier ist unseres Bleibens nicht mehr. Du bist schon in England. Ruthchen kommt, so Gott will, in einigen Wochen auch hin … Wir haben den Wunsch, erstens in dem Land zu leben, wo unsere Kinder sind, zweitens uns dort zu ernähren, ohne dem Land lästig zu sein. Wir möchten, wenn irgend möglich, dort in einem der Notstandsgebiete arbeiten, was wir hier gearbeitet haben, würden also notleidenden Frauen, die nähen können, Arbeit schaffen. Zu diesem Ziel zu kommen, brauchen wir Jemanden, der ein solches Unternehmen finanziert. Wir würden entweder in der kleinsten Weise eine Fabrikation beginnen, dann gehört nur wenig Geld dazu, oder wir könnten in einer Fabrik ähnlicher Branche unsere Artikel zusätzlich herstellen, dann gehört ein besonders großes Kapital auch nicht dazu. Nimm mal an, eine Spielwaren Engros Firma hat unsere Sachen nicht und würde sie zusätzlich machen, oder eine Kinderbekleidungsfirma hat keine Hüte, die wir dann herstellen könnten. Das Exposé ist schon vor einiger Zeit geschrieben. Wahrscheinlich kommt es nur für Mutti & mich in Frage. …. Jedenfalls bitte ich Dich, mein Steffichen, bringe das Thema doch zur Debatte, damit sich Deine Bekannten mit dem Gedanken beschäftigen. Vielleicht kommt uns dann von irgendwem Hilfe. Es könnte ja auch sein, dass Deine Bekannten andere Ideen haben. Ich würde auch eine Stellung annehmen, aber das gibt’s glaube ich nicht. Wir könnten uns betätigen, wo es auch sei, Fachkenntnisse besitzen wir aber in unserer Branche. Dass ich Dich junges Kind schon mit so schwerem beladen muss, Steffichen, darunter leiden wir, aber heute kann uns doch nur Hilfe durch Eure evtl. Beziehungen kommen. Und hier hört die Möglichkeit zum Existieren für unser Geschäft auf … noch geht es uns nicht schlechter wie bisher. Aber wir müssen mit aller Kraft sehen, unsere Auswanderung zu ermöglichen.'“.